Kocherei Attisholzareal
Riedholz
Schicht für Schicht wird sich das Attisholzareal, inmitten einer sanftwelligen Hügellandschaft an der Aare, zwischen Riedholz und Luterbach gelegen, in den kommenden Jahren resp. Jahrzehnten entwickeln. Porosität als urbanistische Agenda – das poröse Areal mit den Bestandesbauten sowie zukünftigen baulichen Ergänzungen lässt spannende räumliche Sequenzen entstehen, das Neue lässt das Alte erstrahlen, Wege von Innen und Aussen kreuzen und überlagern sich, Schwellenräume werden inszeniert. Die beiden Begriffe Schicht für Schicht und urbanistische Porosität, als Leitgedanken des übergeordneten Freiraumkonzeptes, hat das vorliegende architektonische Konzept massgebend geprägt.
Jenga ist ein Geschicklichkeitsspiel. Der Name hat seinen Ursprung in der Sprache Swahili, entstammt dem Wort „Bauen“ und heisst soviel wie „Bau!“. Mit dieser „Aufforderung“ zum Bauen ist der vorliegende Entwurf des lustvollen Stapelns von Baukörpern und Nutzungen in horizontaler wie auch vertikaler Richtung entstanden. Ein mehrgeschossiges, kompaktes Sockelgeschoss bildet die Grundschicht. Das historische Kochereigebäude funktioniert als Schicht im Sinne eines Rückgrats. Darüber erstreckt sich die neue Aufstockung als Volumen mit unterschiedlicher Höhe. An der Aare gelegen entwickelt sich das Neubauvolumen mittels gestapelter Baukörper. Das Resultat ist ein poröser, vielschichtiger und spannungsvoller Stadtbaustein, welcher als Dreh- und Angelpunkt im Gesamtgefüge des Attisholzareals funktioniert.
Der gewählte Konzeptansatz interpretiert den programmatisch geforderten Innenhof mit Aarefenster so, dass durch die Stapelung der Baukörper im Neubauteil ein Innenhof im Sinne eines fliessenden Raumkontinuums entsteht. Der Innenhof entwickelt sich von der urbanen Stadtebene her über die verschiedenen Geschosse bis auf den naturnahen Dachgarten hinauf. Anstelle eines einzelnen Aarefensters generiert der Ansatz mehrere Fenster resp. Volumeneinschnitte. Diese reagieren bewusst auf verschiedene städtebauliche Situationen in der Umgebung, wie die offene Platzsituation im Westen, die Weite mit Aarebezug und Aussicht im Süden sowie als geschlossener Baukörper gegenüber dem Lagerhausgebäude im Osten. Es entstehen spannungsvolle Durchblicke zum Wasser und in die Natur, eine optimale Durchlüftungssituation für die Sommermonate, gute Belichtungsverhältnisse während des gesamten Tagesverlaufs sowie unterschiedliche Wohnungstypologien mit grossteils mehrseitiger Ausrichtung. Dabei profitiert jede Wohnung trotz hoher städtischer Dichte von direktem Aarebezug, egal ob diese im Kochereigebäude oder direkt an der Aare liegt. Die Porosität des Neubaukörpers mit der entsprechenden räumlichen und visuellen Durchlässigkeit wirkt sowohl als Qualität von Innen nach Aussen wie auch in umgekehrter Richtung. Dadurch bleibt die geschichtsträchtige Kocherei von allen Seiten her sichtbar und behält ihre identitätsstiftende Wirkung als „memoire du lieu“ im Areal auch in Zukunft.
AUFTRAGSART Studienauftrag selektiv, 2. Rundgang
JAHR 2022
BAUHERRSCHAFT Halter AG
BAUKOSTEN -